Wer brachte den NSU zur Strecke? – Über unscheinbare HeldInnen

Unübersehbar sind die Veröffentlichungen über das Versagen staatlicher Stellen bei der Aufklärung der Taten des NSU. Da gehen dann die heimlichen Helden unter. Keine halbe Stunde dauerte am 25.3.2015 die Vernehmung einer Bankangestellten der Sparkasse Arnstadt, die am 7.9.2011 den Anfang vom Ende des NSU einleitete. Empört und wütend über den Überfall und eigentlich gegen alle Dienstanweisungen lief sie vor den Bankräubern zu dem Tresorraum und konnte die Tür zum Raum zuschlagen. Den Schlüssel zum Tresor, den sie bei sich hatte, warf sie in den Schlüsseltresor, öffnete dann die Tür wieder. Der Filialleiter gab die Kombination im Schlüsseltresor ein, erklärte aber Uwe Mundlos und Uwe Böhnhard, dass der Schlüsseltresor zeitgesichert ist und erst nach ca 10 Minuten der Schlüssel zugänglich ist. Da zogen sie dann mit den 15.000 € aus der Tageskasse ab (Hätten sie gewusst, dass der erste Polizeiwagen erst ca 30 Min. später eintraf, hätten sie vielleicht noch gewartet). Mit einem Zugang zum Tresor wäre die Beute wohl deutlich höher gewesen. Nun lebte das Trio aber auf grossem Fuss. Obwohl sie Ende 2006 und Anfang 2007 durch zwei Überfälle insgesamt mehr als 280.000 € (steuer- und sozialabgabenfrei) erbeutet hatten, gingen diese Vorräte zum Herbst 2011 zur Neige (das entspricht einem Verbrauch von ca. 4.500,00 € im Monat). Bekanntlich fällt es recht schwer einen einmal erreichten Lebensstandart wieder einzuschränken. Also musste nach dem nicht so recht gelungenen Überfall in Arnstadt eine weitere Sparkasse überfallen werden.

Es spricht nichts dafür, dass das Trio am 4.11.2011 die Sparkasse in Eisenach überfallen hätte, wenn sie am 7.9. Zugang zum Tresor in Arnstadt bekommen hätten. Und in Eisenach tritt dann ein über 70 Jahre alter Rentner (unser zweiter Held) in Aktion. Er beobachtet Mundlos und Böhnhard nach dem erfolgreichen Überfall, wie sie die Fahrräder in ein Wohnmobil einladen dessen Nummernschild mit „V-“ beginnt. Das ist dann der entscheidende Hinweis, der zum Zugriff auf das Wohnmobil und führt und damit zum Auffliegen des NSU.

Eigentlich haben also diese zwei Personen den NSU zur Strecke gebracht, so einfach und so banal. Sie schafften, was umfangreiche Ermittlungen zuvor nicht geschafft hatten. Ohne Zweifel hätten sie viel eher eine Belohnung verdient als die Spitzel des Verfassungsschutzes.

Eberhard Reinecke